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  • AutorenbildFreddy Czaja

Manueller Weißabgleich Kamera – 6 Möglichkeiten

Aktualisiert: 29. Juni

Der manuelle Weißabgleich stellt vor der Bildaufnahme sicher, dass die Kamera alle Farben wirklichkeitsgetreu darstellt und diese nicht von Lichtquellen verfälscht werden. Der Begriff "Weißabgleich" deutet bereits auf die Lösung des Problems hin, das durch verschiedenste Lichtverhältnisse und Lichtquellen entsteht (Kerze, Glühlampe, Sonne, Schatten) und die daraus resultierenden verschiedenen Farbtemperaturen (erklären wir gleich).

Dieses Problem kennen wir Menschen nicht, da unsere Augen (und unser Gehirn) die Fähigkeit haben, selbst bei schwierigen Lichtbedingungen die Farben der Umwelt richtig zu interpretieren. Das nennt man Chromatische Adaption (automatischer Weißabgleich des Auges).


Durch den manuellen Weißabgleich stellen wir sicher, dass die Farbe Weiß (oder Grau) richtig definiert ist, sodass die Kamera auch alle anderen Farben korrekt darstellen kann. Um dies besser zu verstehen, erklären wir zuerst die Farbtemperatur und beschreiben anschließend sechs verschiedene Methoden, wie Sie den manuellen Weißabgleich durchführen können.


Farbtemperatur

Die Farbtemperatur ist der objektive Maßstab einer Lichtquelle, die den Farbeindruck bestimmt. Die Einheit der Farbtemperatur ist Kelvin (K). Ein niedriger Kelvin-Wert steht für eine warme, ins Gelblich-Rötliche gehende Farbtemperatur (z.B. eine Kerze ca. 1500 K); Vormittags- und Nachmittagssonne (und Blitzgeräte) haben eine Farbtemperatur von ca. 5500 K und stehen für einen normalen Farbeindruck. Ein blauer, wolkenloser Himmel hat eine Farbtemperatur von ca. 9000 – 12000 K und führt bei falschem Weißabgleich zu einem blaustichigen Farbeindruck des Bildes.


Arten des manuellen Weißabgleichs

Um die Farbtemperatur einer oder mehrerer Lichtquellen auszugleichen, müssen wir die Kamera darauf einstellen. Zum Beispiel: Ist unsere Lichtquelle eine Glühlampe mit 60 W, müssen wir die Kamera manuell auf eine Farbtemperatur von ca. 2700 K einstellen. Andernfalls, bei einer voreingestellten Farbtemperatur von z.B. 5200 K, wird die Fotografie eine starke gelb-rötliche (warme) Färbung aufweisen.

Möchte man die Stimmung von Lichtquellen im Bild behalten, zum Beispiel Kerzenschein, sollte die Farbtemperatur der Kamera nicht ganz auf die Lichtquelle geregelt werden; im Falle einer Kerze mit 1500 K, sollte man einfach etwas darüber bleiben (z.B. 1700 K). Wie das funktioniert, erklären wir jetzt.


1. Weißabgleich mit Vorgaben (Sonne, Schatten usw.)

Fast jede Kamera bietet die Möglichkeit, den Weißabgleich per Vorgaben einzustellen. Übliche Symbole wie Sonne (ca. 5200 K), Schatten (ca. 8000 K), Kunstlicht (Glühlampe 40 W – ca. 2600 K) oder weiße Leuchtstofflampe (ca. 3700 K) sind bekannt. Das Problem dabei ist, dass die Vorgaben nur annähernd die richtige Farbtemperatur widerspiegeln, weshalb Farbstiche häufig auftreten.


Hier hilft es, die Kamera und das Umgebungslicht besser kennenzulernen. Falls ein Kameradisplay verfügbar ist: eine der Vorgaben einstellen, das Foto machen und anschließend bewerten. Sollte die Farbtemperatur nicht passen und auch keine andere Vorgabe optimale Ergebnisse bringen, muss auf eine der nächsten Methoden des manuellen Weißabgleichs zurückgegriffen werden.


2. Manueller Weißabgleich im Live View

Besitzt Ihre DSLR-Kamera, neben dem optischen Sucher, auch einen Live-View, können Sie die Farbtemperatur schnell und elegant (nach dem optischen Eindruck) anpassen. Hier schalten Sie den Live-View an und stellen ihn entweder manuell auf eine bestimmte Kelvin-Zahl ein oder nutzen die Weißabgleich-Vorgaben der Kamera, um so nah wie möglich an die reale Farbtemperatur heranzukommen. Hier müssen Sie in den manuellen Modus des Weißabgleichs wechseln und die Kelvin-Zahl eingeben (z.B. 5200 K).

Wenn Sie den Kelvin-Wert manuell innerhalb des Live-Views angeben, bleibt der Wert auch nach dem Ausschalten des Live-Views aktiv und gespeichert (zumindest bei der Nikon D850).


Ist die Lichtsituation schwer bestimmbar, kann auch eine Graukarte, Weißkarte oder ein weißer Gegenstand (z.B. ein Blatt Papier) helfen, die richtige Farbtemperatur einzustellen. Hierfür muss die Graukarte dem Licht der Lichtquelle/n ausgesetzt und die Kamera darauf ausgerichtet sein – gern auch (fast) formatfüllend.


3. Weißabgleich per Referenzbild

Hat die Digitalkamera kein Live-View, kann der Weißabgleich auch manuell per Referenzfoto durchgeführt werden. Mit ein wenig Erfahrung schätzen Sie dabei die Farbtemperatur ein (z.B. 4000 K) und machen ein Referenzfoto. Hat das Bild einen Blaustich, muss die Farbtemperatur kleiner eingestellt werden (z.B. 3800 K). Umgekehrt muss bei einem zu warmen, gelb/rötlichen Foto die Farbtemperatur erhöht werden (z.B. 4300 K). Eine Graukarte oder Weißkarte hilft dabei, die Farbtemperatur besser einzuschätzen.


4. Manueller Weißabgleich mit Graukarte & eigenem Messwert

Eine elegante und wahrscheinlich beste Lösung ist der Weißabgleich mittels Graukarte. Fast jedes System bietet diese Möglichkeit an; bei Nikon (D850) funktioniert es folgendermaßen:

Legen Sie eine Graukarte an die Position, wo später fotografiert wird, sodass alle Lichtquellen die Graukarte bescheinen. Drücken Sie die WB-Taste (Weißabgleich) und wählen Sie einen Messwertspeicher aus (z.B. d-1). Lassen Sie die WB-Taste kurz los und drücken Sie sie erneut, bis das Symbol “PRE” auf dem kleinen Display und im Sucher blinkt. Richten Sie die Kamera möglichst formatfüllend auf die Graukarte und drücken Sie den Auslöser. Die Kamera misst den Wert für den Weißabgleich und speichert ihn auf dem gewählten Speicherplatz (d-1). Fertig! Jetzt können Sie eine Referenzaufnahme machen und auf dem Display prüfen.


Vorteil dieser Methode: Die Graukarte lässt der Kamera keinen Spielraum, den Weißabgleich an einem nicht perfekten Bildinhalt festzumachen. Diese Methode ist besonders geeignet für Produktfotografie, Food-Fotografie, Interieurfotografie, Portraits usw.





5. Weißabgleich mittels Lightroom

Bei Veränderung der Lichtsituation fällt es Anfängern oft schwer, die Farbtemperatur in der Kamera anzupassen. Noch häufiger wird im Automatikmodus fotografiert, was oft zu falschen Farbtemperaturen führt. Hier können und sollten Sie in Adobe Lightroom oder Photoshop (RAW-Modus) die Farbtemperatur nachjustieren. In Lightroom ist dies am einfachsten: Laden Sie die Bilder und passen Sie die Farbtemperatur entweder manuell oder mit der Pipette an. Idealerweise setzen Sie die Pipette auf einen weißen Bereich im Bild, um den Weißabgleich vorzunehmen.


6. Weißabgleich mittels Photoshop

Das Gleiche gilt für Adobe Photoshop. Allerdings können Sie hier nur einzelne Bilder bearbeiten. Zudem müssen Sie, falls die Bilder im JPG-Format aufgenommen wurden, in Photoshop erlauben, dass der RAW-Konverter auch JPG-Dateien öffnet. Erst dann können Sie die Farbtemperatur von Bildern manuell verbessern oder per Pipette anpassen.


Automatischer Weißabgleich – Nachteile

Der automatische Weißabgleich (AWB) einer Kamera kann Farben nicht einwandfrei definieren, wenn schlechte Lichtverhältnisse herrschen, Mischlicht vorhanden ist (also Lichtquellen mit verschiedenen Farbtemperaturen) oder eindeutig weiße oder graue Bildflächen fehlen. Das Ergebnis sind Bilder, bei denen die Farben nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen und entweder ins Rötliche oder ins Blaue gehen.

Es lohnt sich deshalb, bei schwierigen Lichtbedingungen den Weißabgleich manuell durchzuführen, um bessere und konstantere Ergebnisse zu erzielen; dies ist auch im Hinblick auf die spätere Bearbeitung in Adobe Lightroom von Vorteil, da man einfach die Farbtemperatur einer ganzen Bilderserie auf einmal nachjustieren kann.


Fazit

Wer als Fotograf schnell agieren muss – sei es im Amateur- oder Profibereich – verzichtet ungern auf den automatischen Weißabgleich. Hier zählt in erster Linie das Motiv und die Situation; die Korrektur der Farbtemperatur gerät zur Nebensache – vor allem beim Arbeiten im RAW-Modus.


Für alle anderen Fälle – egal ob Sie Canon, Nikon oder Sony nutzen – lohnt es sich, einen manuellen Weißabgleich durchzuführen. Dies bringt schönere Ergebnisse, ist ein Teil des Fotohandwerks und der Professionalität, erweitert das Können und verändert die Sicht auf die Dinge.


Jedes Foto benötigt eine bestimmte Stimmung. Lernen Sie, mittels manuellem Weißabgleich diese zu beeinflussen oder richtig zu bestimmen, um bessere Fotos zu machen.

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