Manueller Weißabgleich Graukarte
Fotografie Tipps

Manueller Weißabgleich Kamera – 6 Möglichkeiten

Der manuelle Weißabgleich stellt vor einer Bildaufnahme sicher, dass die Kamera alle Farben wirklichkeitsgetreu darstellt und diese nicht von Lichtquellen verfälscht werden. Der Name Weißabgleich enthält dabei schon die Lösung des Problems, das durch verschiedenste Lichtverhältnisse und Lichtquellen entsteht (Kerze, Glühlampe, Sonne, Schatten) und der daraus resultierenden verschiedenen Farbtemperaturen (erklären wir gleich).

Dieses Problem kennen wir Menschen nicht, da unsere Augen (und das Gehirn) die Fähigkeit haben, selbst bei schwierigen Lichtbedingungen die Farben der Umwelt richtig zu interpretieren. Das Ganze nennt man Chromatische Adaption (automatischer Weißabgleich des Auges).

Stellen wir also durch den manuellen Weißabgleich sicher, dass die Farbe Weiß (oder Grau) richtig definiert ist, dann kann die Kamera auch alle anderen Farben richtig definieren und darstellen. Um das noch besser zu verstehen, erklären wir zuerst, was es mit der Farbtemperatur auf sich hat. 

Danach beschreiben wir sechs verschiedenen Arten, wie Sie den manuellen Weißabgleich durchführen können.

Farbtemperatur

Die Farbtemperatur ist der objektive Maßstab einer Lichtquelle, die den Farbeindruck bestimmt. Die Einheit der Farbtemperatur ist Kelvin (K). Ein kleiner Kelvin Wert steht für eine warme, ins gelblich, rötlich zeigende Farbtemperatur (z.B. eine Kerze ca. 1500 K); Vormittags- und Nachmittagssonne (und Blitzgeräte) haben eine Farbtemperatur von ca. 5500 K und stehen für einen normalen Farbeindruck. Blauer, wolkenloser Himmel hat eine Farbtemperatur von ca. 9.000 – 12.000 Kelvin und führt bei falschem Weißabgleich zu einem blaustichigen Farbeindruck des Bildes.

Arten des manuellen Weißabgleichs

Um die Farbtemperatur einer oder mehrerer Lichtquellen auszugleichen, müssen wir die Kamera darauf einstellen. Das bedeutet zum Beispiel: Ist unsere Lichtquelle eine Glühlampe mit 60 W, dann müssen wir die Kamera manuell auf eine Farbtemperatur von ca. 2700 Kelvin einstellen. Machen wir das nicht und belassen es bei der eingestellten Farbtemperatur (von z.B. 5200 K), dann wird die Fotografie in eine starke gelb-rötliche (warme) Färbung hineingehen. 

Möchte man die Stimmung von Lichtquellen im Bild behalten, zum Beispiel Kerzenschein, dann darf die Farbtemperatur der Kamera nicht ganz auf die Lichtquelle geregelt werden; im Falle einer Kerze mit 1500 Kelvin, sollte man einfach darüber bleiben (z.B. 1700 K). Wie das geht, das erklären wir gleich.

1. Weißabgleich mit Vorgaben (Sonne, Schatten usw.)

Fast jede noch so einfache Kamera hat die Möglichkeit, den Weißabgleich per Vorgaben einzustellen. Die üblichen Symbole der Kamera wie Sonne (ca. 5200 K), Schatten (ca. 8000 K), Kunstlicht (Glühlampe 40 W – ca. 2600 K) oder weiße Leuchtstofflampe (ca. 3700 K) kennt jeder. Das Problem dabei ist, dass die Vorgaben nur ansatzweise die richtige Farbtemperatur widerspiegeln und deshalb Bilder mit Farbstichen die Regel sind und nicht die Ausnahme. 

Hier hat man die Gelegenheit, seine Kamera und das Umgebungslicht kennen- und einschätzen zu lernen. Das bedeutet, falls ein Kameradisplay verfügbar ist: eine der Vorgaben einstellen, das Foto machen und danach bewerten. Solle die Farbtemperatur nicht passen und auch keine andere Vorgabe optimale Ergebnisse bringen, dann muss auf eine der nächsten Möglichkeiten des manuellen Weißabgleichs ausgewichen werden.

2. Manueller Weißabgleich im Live View

Besitzt Ihre DSLR-Kamera, neben dem optischen Sucher, auch einen Live-View, dann haben Sie ein probates Mittel, um die Farbtemperatur schnell und elegant (nach dem optischen Eindruck) anzupassen. Das ist natürlich nur interessant, wenn Sie wie ich, fast ausschließlich mit dem optischen Sucher arbeiten. Hier schalten Sie ganz einfach, bei einer neuen Lichtsituation, den Live-View an und stellen ihn entweder manuell auf eine bestimmte Kelvin-Zahl ein (bis es die Farbtemperatur im Live-View passt) oder Sie nutzen die Weißabgleich-Vorgaben der Kamera (Symbole wie Sonne, Schatten, Kunstlicht etc.), um so nah wie möglich an die reale Farbtemperatur heranzukommen. Hier müssen Sie natürlich in den manuellen Modus des Weißabgleichs wechseln und die Kelvin Zahl eingeben (z.B. 5200 K).

Wenn Sie den Kelvin-Wert manuell innerhalb des Live-Views angeben, dann ist der Wert, auch wenn Sie den Live-View ausschalten, weiterhin beim fotografieren mit dem Sucher aktiv und gespeichert (jedenfalls bei der Nikon D850). 

Ist die Lichtsituation nicht eindeutig bestimmbar, dann kann hier auch die Graukarte/Weißkarte oder ein weißer Gegenstand helfen  (Blatt Papier), die richtige Farbtemperatur einzustellen. Hierfür muss die Graukarte dem Licht der Lichtquelle/en ausgesetzt und die Kamera darauf ausgerichtet sein – gern auch (fast) formatfüllend. 

Zum automatischen erstellen des Weißabgleichs mittels Graukarte (also dem korrekten einstellen der Farbtemperatur), kommen wir weiter unten.

3. Weißabgleich per Referenzbild 

Hat die Digitalkamera kein Live-View, kann der Weißabgleich auch manuell per Referenzfoto durchgeführt werden (Farbtemperatur manuell auswählen). Mit ein bisschen Erfahrung schätzen Sie dabei einfach die Farbtemperatur ein (z.B. 4000K) und machen ein Referenzfoto. Hat das Bild einen Blaustich, dann müssen Sie die Farbtemperatur kleiner einstellen (z.B. 3800 K), damit die Kamera an die Lichtsituation angepasst wird. Umgekehrt muss bei einem zu warmen gelb/rötlichen Foto die Farbtemperatur erhöht werden (z.B. 4300 K). Ein wenig professioneller ist es dabei, wenn Sie dabei eine Graukarte oder Weißkarte nutzen, um die Farbtemperatur besser einschätzen zu können.

4. Manueller Weißabgleich mit Graukarte & eigenem Messwert (Top)

Eine elegante Lösung und wahrscheinlich auch die Beste ist es, den Weißabgleich (quasi halbautomatisch) mittels Graukarte zu messen und dann abzuspeichern. Fast jedes System bietet es an; bei Nikon (D850) funktioniert es folgendermaßen: 

Zuerst legen Sie eine Graukarte an die Position, wo später fotografiert wird, sodass alle Lichtquellen die Graukarte bescheinen. Dann drücken Sie die WB-Taste (Weißabgleich) und wählen einen Messwertspeicher aus (z.B. d-1); danach lassen Sie die WB-Taste kurz los und drücken Sie erneut, bis das Symbol “PRE” auf dem kleinen Display und im Sucher zu blinken beginnt; nun wird die Kamera (sofort) möglichst formatfüllend auf die Graukarte ausgerichtet und der Auslöser heruntergedrückt. In diesem Augenblick misst die Kamera den Wert für den Weißabgleich und speichert ihn auf den gewählten Speicherplatz ab (d-1). Fertig! Jetzt können Sie eine Referenzaufnahme machen und sich auf dem Display anschauen.

Vorteil bei dieser Methode: die Graukarte lässt der Kamera keinen Spielraum, den Weißabgleich an einem nicht perfekten Bildinhalt festzumachen. Anzuwenden bei Produktfotografie, Food-Fotografie, Interieurfotografie, Portrait usw…

Diese Methode scheint erst ein wenig aufwändig, hat man aber erstmal ein paar Mal damit gearbeitet und den Dreh raus – dann scheint das nicht nur sehr professionell zu sein, sondern ist es auch! Versprochen!

5. Weißabgleich mittels Lightroom

Bei Veränderung der Lichtsituation, tut man sich gerade als Anfänger schwer, die Farbtemperatur in der Kamera anzupassen. Noch häufiger ist es, dass beim Fotografieren im Auto-Modus die Farbtemperatur einfach daneben liegt und man sich nicht darum kümmert. Hier können und sollten Sie ganz einfach in Adobe- Lightroom oder Photoshop (RAW-Modus) die Farbtemperatur nachjustieren. In Lightroom ist es am simpelsten, hier laden Sie die Bilder hinein und passen die Bilder entweder manuell an oder mit Pipette an. Idealerweise, hat man einen weißen Bereich im Bild, auf den man die Pipette ansetzt (Weißabgleich). 

6. Weißabgleich mittels Photoshop 

Das Gleiche gilt für die Adobe Photoshop. Das Problem ist hier aber, dass Sie nur einzelne Bilder bearbeiten können. Außerdem müssen Sie, falls Sie die Bilder im JPG-Format aufgenommen haben, in Photoshop erlauben, dass der RAW-Konverter auch JPG-Dateien öffnet. Erst dann können Sie die Farbtemperatur von Bildern manuell verbessern oder per Pipette.

Automatischer Weißabgleich – Nachteile

Der Automatischen Weißabgleich (AWB) einer Kamera kann Farben nicht einwandfrei definieren, wenn schlechten Lichtverhältnissen herrschen, Mischlicht vorhanden ist (also Lichtquellen mit verschiedenen Farbtemperaturen) oder auch eindeutig weiße oder graue Bildflächen fehlen. Das Ergebnis sind Bilder, bei denen die Farben (also die Farbtemperaturen), nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen und entweder ins rötliche oder ins blaue hinein gehen.

Es lohnt sich deshalb, bei schwierigen Lichtbedingungen den Weißabgleich manuell durchzuführen, um zu besseren und konstanteren Ergebnissen zu kommen; das auch im Hinblick auf die spätere Bearbeitung in Adobe Lightroom, indem man einfach die Farbtemperatur einer ganzen Bilderserie mit einem Mal nachjustiert. 

Fazit

Wer als Fotograf schnell agieren muss (das gilt für den Amateur- & Profibereich) der verzichtet ungern auf die Möglichkeit des automatischen Weißabgleichs. Hier zählt in erster Linie das Motiv und die Situation; die Korrektur der Farbtemperatur gerät (beinahe) zur Nebensache – vor allem beim Arbeiten im RAW-Modus.

Für alle anderen Fällen – egal ob Sie Canon, Nikon oder Sony nutzen – lohnt es sich, einen manuellen Weißabgleich durchzuführen, da es schönere Ergebnisse mit sich bringt, ein Teil des Fotohandwerks und der Professionalität ist und nicht zuletzt, das Können erweitert und die Sicht auf die Dinge verändert. 

Jedes Foto benötigt eine bestimmte Stimmung. Lernen Sie mittels manuellem Weißabgleich diese zu beeinflussen oder auch nur richtig zu bestimmen, um einfach besser Fotos zu machen.