Goldene Stunde
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Goldene Stunde

Als Goldene Stunde wird in der Fotografie die kurze Zeitspanne nach dem Sonnenaufgang und vor dem Sonnenuntergang bezeichnet. Sie zeichnet sich durch ein orange-rötliches, warmes & weiches Licht aus, das durch eine niedrige Farbtemperatur entsteht. Die goldene Stunde ist nicht zu verwechseln mit der blauen Stunde, bei der sich die Sonne weiter unterhalb des Horizonts befindet.

 Inhaltsverzeichnis

  • Wie entsteht das Licht der goldenen Stunde?
  • Wie lange dauert die goldene Stunde?
  • Tipps: Was ist beim fotografieren zu beachten?
    • Horizont
    • Fotografieren bei Gegenlicht & mit der Sonne
    • Planen der Aufnahmen & Auswahl des Standorts
    • Morgens oder Abends fotografieren?
    • Lange Schatten
  • Anwendungsbereiche

Wie entsteht das Licht der goldenen Stunde?

Die Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen. Ein sonniger Tag zur Mittagszeit hat eine Farbtemperatur von ca. 5300 Kelvin (Tageslichtweiß). Sie wird erreicht, weil die hochstehende Sonne und ihre Spektralfarben wie blau, gelb oder rot, nur eine kurze Strecke durch die Erdatmosphäre zurücklegen müssen.  

Abends und Morgens sieht das anders aus, hier steht die Sonne tief und sie muss einen längeren Weg durch die Erdatmosphäre zurücklegen. Dabei wird das enthaltene blaue & violette Licht, das einen höheren Wellenlängenbereich hat (ca. < 490 nm), durch die Rayleigh-Streuung stärker gestreut als andere Spektralfarben und verliert dabei an Intensität. Infolgedessen erscheint das Sonnenlicht eher rötlich, da Farben wie gelb, rot & orange dominant sind. Zusätzlich wird das Ganze durch Umwelt- und Wettereinflüsse wie Dunst, Staub- & Wasserpartikel noch verstärkt. 

So hat die Sonne nach Sonnenaufgang (Morgenrot) eine Farbtemperatur von ca. 2000 K und vor dem Sonnenuntergang (Abendrot) ca. 3400 K. Dadurch wird deutlich, warum die goldene Stunde dem Licht einer Kerze, mit Farbtemperaturen von 1500 K, sehr ähnlich ist. 

Auch wirken Erdatmosphäre, Dunst, Staub- & Wasserpartikel wie ein großer Filter, wodurch das direkte Licht der Sonne verringert wird. Die Folge: es entsteht das für die goldene Stunde weiche Licht, mit verringerten Schlagschatten und sanften Konturen.

Abendrot

Wie lange dauert die goldene Stunde?

Die Dauer der goldenen Stunde ist abhängig von der Jahreszeit und dem Breitengrad auf dem man sich befindet. Sie beginnt (bzw. endet), wenn die Sonne ca. 6% über dem Horizont steht und endet, wenn die Sonne untergegangen ist und sich ca. 4% unter dem Horizont befindet. In Deutschland & im mitteleuropäischen Raum dauert die goldene Stunde ca. 1 Stunde. Am Äquator ist sie am kürzesten (ca. 50 Minuten), am Nord- & Südpol am längsten. Hier kann sie über Wochen andauern – je näher sie sich an den Tagen der Sonnenwenden befindet (Polarnacht & Polartag) – da die Sonne immer kurz über dem Horizont steht (Polartag) oder kurz unter dem Horizont (Polarnacht).

Tipps: Was ist beim fotografieren zu beachten?

Horizont

Möchte man das Licht der goldenen Stunde möglichst perfekt einfangen, sollte idealerweise der Horizont zu sehen sein, um alle Vorteile nutzen zu können. Erstens, das direkte Sonnenlicht führt dazu, dass mehr Licht zum fotografieren zur Verfügung steht. Zweitens, das direkte Licht führt zu stärkeren Kontrasten & Schattenbildungen – was Bildern sehr gut tut und spannender macht. Drittens, es kann fotografiert werden, bis die Sonne den Horizont berührt und darüber hinaus. 

Ist der Horizont nicht zu sehen, da in der Stadt fotografiert wird und Häuser im Weg sind (oder Bäume und Hügel in der Natur), dann sollte ein wenig früher angefangen werden zu fotografieren, weil ansonsten nur noch Schatten zu sehen sind und vieles was die goldene Stunde ausmacht verloren geht. 

Fotografieren bei Gegenlicht & mit der Sonne?

Ob man mit oder gegen die Sonne fotografiert ist Geschmackssache. Möchte man aber zur goldenen Stunde fotografieren, ist man bei dieser Entscheidung oftmals eingeschränkt, da die Position der Sonne (quasi) feststeht. Bei unbeweglichen Motiven hat man es dann als Fotograf besonders schwer, da meist eine bestimmte Motivseite bevorzugt wird (z.B. Frontseite Gebäude). Hier kann man nur zum “Wunschlicht” kommen, indem entweder Morgens oder Abends fotografiert wird, um das Licht aus der entsprechenden Richtung zu erhalten. Hat man aber bewegliche Motive, wie bei einem Paarshooting oder Hochzeitsshooting, kann freier agiert werden. Variationen mit oder gegen die Sonne sind hier schnell zu realisieren, es muss nur der entsprechende Hintergrund zur Verfügung stehen.

Planen der Aufnahmen & Auswahl des Standorts

Spontane Aufnahmen zur goldenen Stunde sind die Regel. Möchte man aber ein bestimmtes Motiv zur goldenen Stunde fotografieren, wie ein berühmtes Gebäude, eine Brücke oder eine Landschaft, dann sollte die Aufnahme geplant werden. Denn perfektes Licht, Wetter & auch die Jahreszeit sind Konstellationen die nicht jeden Tag herrschen und es muss oftmals lange gewartet werden, bis alle Bedingungen passen. 

Bei der Vorbereitung ist die Auswahl des Standorts besonders wichtig. Für eine geplante Aufnahme sollte deshalb der Standort akribisch ausgesucht werden, wenn möglich mit umfangreichen Probeaufnahmen. Das sichert am Tag der Shootings, dass keine Zeit vergeudet und effektiv gearbeitet wird.

Morgens oder Abends fotografieren?

Sind es keine spontanen Aufnahmen, sollte zuerst überlegt werden, ob morgens oder abends fotografiert wird. Die vorrangige Frage ist: wie steht die Sonne morgens und abends zum Motiv bzw. zum Hintergrund? Ist das geklärt, kann entschieden werden, wann fotografiert wird.  

Hier stellt sich auch die Frage: Was ist der Unterschied zwischen der goldenen Stunde am Morgen und am Abend? Der große Unterschied ist gerade in der Naturfotografie zu sehen: In den Morgenstunden kann es je nach Jahreszeit und Wetter durchaus sein, dass Dunst & Nebel das Licht verändern und dadurch die Fotografie bereichern. Hier sollten man sich einfach mal ein paar Aufnahmen von Naturfotografen anschauen. Des Weiteren ist es Abends in der Regel wärmer als Morgens, was das fotografieren durchaus angenehmer macht.

Lange Schatten

Eine Besonderheit der goldenen Stunde sind die langen Schatten, welche durch die tiefstehende Sonne entstehen. Für Architekturaufnahmen nicht geeignet, sind sie in der Naturfotografie oder anderen Fotografiebereichen hoch erwünscht und ein Teil des besonderen Charakters dieser Aufnahmen. Aber aufgepasst: große Motive und Objekte führen natürlich auch zu einer vergrößerten Schattenbildung, was wiederum Bilder noch dunkler macht und vom eigentlichen Motiv ablenkt .Wird mit der Sonne fotografiert, ist das meistens kein Problem.

Was macht die goldene Stunde aus?

  • Warme Farben (orange, rot)
  • Weiches Licht
  • Weniger Kontraste
  • Lange Schatten
  • Besondere Stimmung

Was ist beim fotografieren zu beachten?

  • Horizont sollte zu sehen sein
  • Gegenlichtaufnahme / oder mit der Sonne?
  • Morgens oder Abends fotografieren?
  • Wetterbedingungen & Umgebungsbedingungen (Dunst, Staubpartikel)
  • Jahreszeit
  • Planung von besonderen Aufnahmen
  • Auswahl des Standorts

Anwendungsbereiche

Das Licht der goldenen Stunde wird in vielen Fotografiebereichen genutzt, um besondere Bilder zu erhalten. Beispiele sind: Hochzeitsfotografie, Naturfotografie, Landschaftsfotografie, Tierfotografie, Straßenfotografie oder Werbefotografie.  

In der Hochzeitsfotografie wird das Hochzeitsshooting oftmals in zwei Abschnitte geteilt, um auch zur goldenen Stunde fotografieren zu können. So kann das stimmungsvolle Licht für das gemeinsame Paarshooting genutzt werden oder auch für das Brautshooting.  

Natur-, Landschafts & Tierfotografen nutzen die goldene Stunde am häufigsten zum fotografieren. Sie sind deshalb schon vor Sonnenaufgang vor Ort, um in der Morgendämmerung Tiere & Natur zu fotografieren – ebenso wie nach Sonnenuntergang, um auch das letzte Licht auszunutzen.

In der Werbefotografie versucht man bestimmte Stimmungen zu kreieren, um ein Image zu erhalten. So suggerieren Aufnahmen die zur goldenen Stunde gemacht werden, südliches Flair, Gelassenheit & Freiheit.